Ich lese viel darüber, warum Unternehmen ihre Personalpolitik besonders auf die Generation Z ausrichten sollen. Die älteren geraten für mich gerade aus dem Scope. Zeit also für einen Aufruf zur (besonderen?) Wertschätzung der Baby-Boomer.
Meine 10 Gründe, warum Sie Ihre Babyboomer auch wertschätzen sollten:
- Im Arbeitsmarkt werden unter Babyboomer vom Statischen Bundesamt alle Mitarbeiter bis einschließlich Jahrgang 1969 betrachtet. Aus diesen – zahlenmäßig stärksten – Jahrgängen werden knapp 13 Mio. den Arbeitsmarkt in den nächsten 15 Jahren verlassen, gut 30 Prozent1. Angesichts des Fachkräftemangels schmerzt jeder Abgang in die Rente und noch mehr ein vorzeitiger Ausstieg. Andersrum betrachtet: Viele der knapp 13 Mio. werden nach aktuellem Rentenrecht noch bis zu fast 10 Jahre im Erwerbsleben stehen. Und ich vermute, dass wir den Renteneintritt in der nächsten Legislaturperiode nach hinten verschieben werden. Viel Zeit also, um von den Erfahrungen und den Kompetenzen der Älteren zu profitieren und sie systematisch im Unternehmen zu nutzen.
- Sie haben sich oft schon sehr lange für Ihr Unternehmen engagiert; es oft mit aufgebaut, mit entwickelt, mit verändert.
- Sie sind durch die vielen Veränderungen mitgegangen, meist konstruktiv und engagiert und haben eine hohe Loyalität zum Unternehmen gezeigt.
- Die Älteren können besonders mit ihrer Erfahrung punkten. Mit der gezeigten Veränderungs- und Lernbereitschaft sind sie Vorbild für die anstehenden Veränderungen – Knowhow haben sie sowieso. Microsoft stellt gerade bei Rollout ihres KI-Modells „Copilot“ fest 2, dass die erfahrenen Führungskräfte die neue KI besonders effektiv nutzen und schnell lernen.
- Auch die Boomer wollen wertschätzend geführt bzw. behandelt werden, sich einbringen, erfolgreich sein und Spaß bei der Arbeit und mit den Kollegen haben. New Work finden auch die Babyboomer gut. Der oft zitierte Unterschied in den Werten zwischen den Generationen ist empirisch nicht haltbar.
- Die meisten Unternehmen können viele der freien Stellen nicht mehr mit den jüngeren Generationen besetzt. Zeit also, Ihr Recruiting auch auf die Boomer konsequent auszurichten. Und Recruiting beginnt beim Umgang mit den eigenen Mitarbeitern.
- Ältere Mitarbeiter sind oft auch außerhalb des Unternehmens gut vernetzt. Sie sind daher gute Botschafter für Ihr Unternehmen und helfen gerne, neue Mitarbeiter an das Unternehmen zu holen.
- Nach meiner Erfahrung, erhöht sich aktuell auch bei den Älteren die Fluktuation bzw. die Bereitschaft zum Wechsel. Seien Sie sich daher nicht sicher, dass die lang bekannten Kollegen schon bleiben werden.
- Neben dem Wechsel können es sich viele Babyboomer erlauben, frühzeitig aus dem Job auszuscheiden und würden dann für den Arbeitsmarkt komplett verloren gehen. Das können wir uns gesamtwirtschaftlich gerade gar nicht leisten.
- Wie Sie mit Älteren umgehen, ist ein Lackmustest für eine ernstgemeinte diverse Führung und Personalpolitik.
Was ich mit diesem Artikel sagen will: Erfolgreiche Personalpolitik ist divers, integrativ und macht keinen Unterschied zwischen den Generationen. Miteinander erfolgreich sein und voneinander lernen sind die Leitmotive dafür.