Was macht sehr erfolgreiche Unternehmen aus? Schwierige Frage, da jedes Unternehmen anders ist hinsichtlich Größe, Branche, Geschäftsmodell, Unternehmenskultur, Alter, sozio-kulturelles Umfeld…. Schauen wir in die Herausforderungen, zeigen sich aber viele Gemeinsamkeiten: rasante technische Entwicklung, die Digitalisierung und der Umbau der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaneutralität betrifft fast alle Unternehmen. Das alles in Zeiten einer Pandemie, von der heute keiner sagen kann, wie lange sie uns noch belasten wird. Und in vielen westlichen Ländern haben wir eine demografische Entwicklung, die in den nächsten Jahren gravierende Engpässe für relevante Arbeitsmarktsegmente nach sich ziehen wird.
Wo Herausforderungen ähnlich sind, gibt es Strategien oder anders formuliert Prinzipien, wie Unternehmen diese Herausforderungen erfolgreich meistern. Ich habe das „Die DNA sehr erfolgreicher Unternehmen“ genannt. Neben meinen persönlichen Erfahrungen gebe ich hier Research von betriebswirtschaftlicher Literatur wieder; als Anregung zur Reflexion oder Standortbestimmung gedacht.
Erfolgreiche Unternehmen treiben den digitalen Wandel auf Ebene der Systeme, Technologien, Prozesse und nutzen die Vorteile der künstlichen Intelligenz. Schon in den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts haben wir mit dem Produktivitätsparadoxon gelernt, dass die Investition in neue IT-Hard- und -Software kein Garant für höhere Produktivität und Geschäftserfolg ist. Die schon schwierige Aufgabe der technischen Dimension der Digitalisierung ist aber nur die Grundlage für den Erfolg, heute wissen wir, dass daneben „weiche“ Faktoren ausschlaggebend sind. Es geht um ein neues Mindset, Fokus und kontinuierliche Entwicklung bzw. die dazugehörigen acht Punkte aus dem Schaubild in diesen drei „Layern“.
In diesem Beitrag geht es um Mindset, später dann um Fokus und Entwicklung.
Agiles Mindset
Mindset als Begriff bedeutet die Zusammenstellung (Set) von Gedanken und Geisteshaltungen (Mind). Die Werte und Prinzipien aus dem „Agilen Manifest“ (Agiles Mindset) und die Kernpunkte aus dem Growth Mindset, wie Carol Dweck es beschrieben hat, gehören für mich zusammen. Beiden liegen ähnliche bzw. ergänzende Prinzipien zugrunde – z. B. Vertrauen und Verantwortung sind die Basis aller Zusammenarbeit und der Motor für Entwicklung im agilen Mindset und jeder kann seine eigene Entwicklung positiv beeinflussen (im Growth Mindset). Unternehmen, die dieses positive Denken in ihrer Kultur, in ihrer DNA verankert haben, reagieren schneller auf Veränderungen, sind kundennäher und innovativer, auch weil sie unterstützend (interdependent) zusammenarbeiten. In diesem Mindset gelingt der Umbau der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit. Daneben schätze ich am agilen Mindset die konsequente Ausrichtung an die Kundenbedürfnissen.
Interdependent Mindset
Als interdependent beschreibt John Whitmore in seinem Coaching Standardwerk[1] den Reifegrad von Unternehmen mit der höchsten Produktivität. Kennzeichen einer interdependenten Zusammenarbeit/Kultur sind:
- Teams haben ein starkes Gefühl der Eigenverantwortung für hohe Leistung und glauben, dass dies nur von der Gruppe erreicht werden kann.
- Menschen interagieren mit anderen, um verschiedene Standpunkte zu verstehen und zeigen ein hohes Maß an Vertrauen, Fürsorge und Zusammenarbeit.
- Kontinuierliche authentische Kommunikation und Feedback.
- Kollektive Mentalität, an die eigene Entwicklung zu glauben.
- Hohes Bewusstsein und Verantwortung – für sich selbst und andere.
- Starke Coaching-Kultur.
Dies prägt eine Kultur, in der die Sicherheit geboten, Vertrauen gegeben wird und Offenheit möglich ist – und damit hohe Produktivität.
Ambidextres Leadership
Ambidextres Leadership ist für mich der Schlüssel für die digitale, aber auch ökologische Transformation unserer Wirtschaft, siehe auch meinen Beitrag zu „Digital Leadership“. Diese „beidhändige“ Führung vereint die Fähigkeit, sowohl in das Neue (Geschäftsmodelle, Märkte, Kunden, nachhaltiges Wirtschaften Skills) zu investieren und gleichzeitig das Bestehende (Märkte, Kundenpotenziale, Technologien, Belegschaft) maximal zu nutzen und Nachhaltigkeit mit effizienten Prinzipien zu vereinen. Als Leitgedanke der Ambidextrie wird bei Leadership Insiders[2] formuliert:
„Führungskräfte sollen ihre Ressourcen so nutzen, dass sie sie klug auf die ertragsorientierte Ausbeutung des bestehenden Geschäfts und auf die risikobehaftete Erkundung neuer Produkte, Dienstleistungen oder Geschäftsmodelle verteilen.“
Quelle „Leadership Insiders“, siehe Fußnote 2.
So verstanden ist der gleichzeitige Blick nach vorne, ohne den Erfolg in der Gegenwart nicht aus den Augen zu verlieren, eine kontinuierliche Entwicklungshaltung. Ambidextres Leadership ist für mich ein Mindset. Zum einen da ambidextre Manager sie sich dieser Beidhändigkeit bewusst sind, und sie eine innere Motivation besitzen, die eigene innovative und explorative und Umsetzungskompetenz kontinuierlich weiterzuentwickeln. Daneben haben sie das (Growth) Mindset, das Ausbalancieren von oft widersprüchlichen Anforderungen als Chance zu sehen.
Für mich ist Mindset der wichtigste Faktor sehr erfolgreicher Unternehmen. Ich empfehle Ihnen den Beitrag aus dem Harvard Business Review „Leaders Focus Too Much on Changing Policies, and Not Enough on Changing Minds“[3]. Wie ist ihre Meinung dazu?
[3] https://hbr.org/2018/06/leaders-focus-too-much-on-changing-policies-and-not-enough-on-changing-minds?utm_medium=social&utm_campaign=hbr&utm_source=LinkedIn&tpcc=orgsocial_edit
[1] Ab Seite 31, Whitmore, John (2017). Coaching for Performance, Nicholas Breadley Publishing, fifth edition
1 Kommentar on “Die DNA sehr erfolgreicher Unternehmen – Teil 1: Mindset”